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2017 und die Chance…

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Der Jahrgang 2017 ist ein schwieriger, nicht nur in Deutschland. In ganz Europa war die Ernte klein.

Kleine Ernten sind nichts Neues – die gab es immer schon. Partiell in einzelnen Regionen. Die Tatsache, dass ein Jahrgang in ganz Europa so klein ausfällt ist in jedem Fall aber mindestens bemerkenswert. Schuld ist das Wetter, insbesondere der Spätfrost und der Hagel – wieder einmal – im vergangenen Jahr. Stichwort Klimawandel. In dem Kontext ist es immer wieder “schön” zu sehen, das es tatsächlich noch Leute gibt, die selbigen verneinen. Selbst die allerbesten Argumente und Erfahrungen werden da als “Fake News” abgetan. Mittlerweile packe ich die “Klimawandelverneiner” in eine Schublade mit den “Flacherdlern” und “Chemtrail-Freaks”. Wem das nichts sagt, einfach mal googeln. Aber Vorsicht, das ist sehr speziell. Natürlich ist diese meine Einordnung nicht gerecht, aber ich kann und will nicht anders.

Lange Rede kurzer Sinn, Dank dem Klimawandel und seinen Wetterextremen haben wir in 2017 eine kleine Ernte. Wieder einmal. Das bedeutet in erster Linie Preiserhöhungen. Erntet man weniger, steigen logischerweise die Produktionskosten. Preiserhöhungen sind extrem sensibel, besonders hier auf dem deutschen Markt – ein Markt auf dem sich eigentlich fast alles nur um den Preis dreht. Warum eigentlich? Das berühmte Preis-Leistung-Verhältnis (PLV), das der Deutsche wie kaum ein anderer immer und unaufhörlich im Blick hat. Auch beim Wein. Dabei frage ich mich wie das überhaupt gehen soll, ein PLV beim Wein. Es geht schließlich um Geschmack. Wie bewertet man da das PLV? Neulich sah ich auf Facebook einen “Weinbewertungsbogen” eines bemühten Weinfreaks. Da stand neben den üblichen Dingen tatsächlich auch ein Bewertungsskala für das PLV. Wie bei einer Waschmaschine. “Schleudert ruhig und wäscht gut, somit gutes PLV”. “Der Wein schmeckt nach Kirschen und knallt gut. Tolles PLV “. Absurd, oder? Weniger polemisch ausgedrückt: geht es nur um Wirkung, dann kann es meinetwegen so etwas wie ein PLV bei Wein geben. Kostet wenig und wirkt schnell. Aber darum kann es im Premiumsegment ja bitte nicht gehen. Um Wirkung. Wenigstens nicht vorrangig. Und Deutscher Wein gehört zwingend in das Premiumsegment.

Preiserhöhungen werden grundsätzlich so argwöhnisch betrachtet, wie kaum etwas anders. Warum erhöhen die die Preise? Wollen die uns über den Tisch ziehen? Noch einen Urlaub oder ein drittes Auto? Wein, Deutscher Wein im Besonderen wird nicht wertgeschätzt. Zumindest nicht so, wie es sich gehören würde. Er hat kein “standing” in der Breite. Die besondere Flasche Wein ist in den allermeisten Fällen keine Deutsche und wenn es um das “Anlasstrinken” geht, darf es gerne auch ein Prosecco sein. Hauptsache Blubber und Hauptsache billig. Keiner trinkt mehr Schaumwein, als wir hier. Aber auch keiner trinkt ihn billiger. Das Produkt hat für die meisten Konsumenten schlicht keinen Wert. “Made in Germany” zieht nur bei Autos, Stahl und bei was auch immer. Bei Wein nicht. Billig muss es sein. Wie alle anderen Lebensmittel auch. Dabei können wir das nicht. Billig. Wir sind da schlicht nicht konkurrenzfähig. Das können die Kollegen in der La Mancha besser.

Es kann und darf und sollte eigentlich keine Flasche Deutschen Wein unter fünf Euro geben. Meinetwegen 4,99. In einem Jahrgang wie 2017 erst recht nicht. Jahrgänge, die eigentlich eher schwierig sind, so wie eben 2017, würden sich hervorragend dafür eignen ein neues Bewusstsein zu schaffen. Wertschätzung auch. Die großen Distributeure hätten die Chance andere Preise im Regal zu etablieren. Natürlich ist das mühsam und sicherlich auch riskant. Viele Verbraucher werden, wenn sie ihre gewohnte 3,49 Pulle nicht sehen, woanders hin greifen und eben nicht zu den 4,99 oder gar 6,50. Ein Versuch wäre es aber wert. Einer muss mal damit anfangen. Wenn nicht jetzt, wann denn dann? Aber was passiert in der Regel? Der Lieferant wird ausgelistet und ersetzt durch etwas günstigeres. La Mancha, um bei dem Beispiel zu bleiben. Warum ist das so? Weil es dem Konsument schlicht egal ist, was da steht. Es geht um den Preis – und das Etikett muss passen.

Die Deutschen trinken viel Wein. Mehr, als wir selbst erzeugen können. Und dennoch verliert der Deutsche Wein weiter an Marktanteilen. Woran liegt das? Ist Deutscher Wein schlicht unsexy? Oder eben doch viel zu kompliziert? Finale Antworten habe ich auch keine. Kompliziert ist alles – keine Frage. Alleine die Flut an Bezeichnungen tragen mehr zu Verwirrung bei, als alles andere. Es gibt die vorgeschriebenen gesetzlichen Bezeichnungen. Die sind schon verwirren genug. Dazu gesellen sich Dutzende andere Schöpfungen. Sinnvolle und weniger sinnvolle. Ich mag ja unsere VDP.Klassifikation. Die ist im Grunde genommen so einfach und wäre auch so schön übertragbar. Wäre, wohlgemerkt. Muss nicht. Aber alleine die Tatsache, dass es immer mehr Weingüter außerhalb des VDP gibt, die Begriffe wie beispielsweise “Ortswein” benutzen, sagt doch viel. Auch das ist eine Chance.

Bewusstsein muss her. So wie das Thema Billigfleisch in die Köpfe der Konsumenten kam, mit leidlichem Erfolg, muss das auch mit Wein passieren. Es muss erklärt und erklärt und erklärt werden. Weinbau ist für den meisten viel zu abstrakt und mit bestimmten Vorurteilen besetzt. Dabei gäbe es so viele Chancen…

 


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